Erfahrungsbericht – CaDA Master C61041W

Der Ingenieur und Designer Thijs de Boer hat im April 2022 unter seinem Pseudonym
T-Lego auf Rebrickable sein MOC eines Lamborghini Centenario im Maßstab 1:8 veröffentlicht.

Mit ihm hat CaDA seine Version des Centenario als Klemmbausteinset C61041W unter der Master Serie auf den Markt gebracht. Es ist eines der am kontrovers diskutierten und bewerteten Klemmbaustein Modelle.
Nicht zu unrecht, denn der Designer stellt sein Modell mit folgenden Eigenschaften vor:

  • Allradantrieb mit 3 Differenzialen
  • Realistische Schubstangenaufhängung vorne/hinten mit horizontalen Federn
  • Funktionierender fake V12-Motor
  • Lenkung mit funktionierendem Lenkrad und HOG-Steuerung am Armaturenbrett
  • Motorhaube und Motorabdeckung zu öffnen
  • Zu öffnende Scherentüren mit HOG-Steuerung unter der Motorhaube
  • Einziehbarer Heckspoiler mit HOG-Steuerung unter der Motorabdeckung
  • Sequentielles 7-Gang-Getriebe mit Hebelsteuerung in der Mittelsäule
  • 14 einzeln abnehmbare Module
  • Gepäckfach im vorderen Kofferraum mit Reisetrolley

Liest man nun Rezensionen über den C61041W im Internet merkt man schnell das es kaum ein Käufer schafft, das Modell mit allen Features funktionsfähig zusammenzubauen. Denn selbst im Werbevideo von Bluebrixx wird bei 7:20 gesagt: „Das Lenkrad hier wird nicht mit gelenkt!“. Auch andere Ikone des WWW haben bei diesem Set das Handtuch geschmissen. Dieses Modell ist nach Meinung von Fachleuten das komplizierteste Klemmbausteinset auf dem Markt. Alleine das Getriebe ist völlig verrückt. Fantastisch … Genau mein Ding!

Für 128€ habe ich vor Weihnachten bei Kaufland zugeschlagen, um es mir vom Christkind schenken zu lassen 🙂
So war es also unter dem Weihnachtsbaum. Die Augen von meinem Sohn haben geglänzt bis er erfahren hat das es dem Papa ist. Nun wollte ich das Set abends bauen, wenn der Junior im Bett ist. Da er allerdings soooo gerne mit mir anfangen wollte, hab ich mich wieder besseres Wissen dazu überreden lassen. Auf Seite 1 der Bauanleitung in Bauschritt 1 musste ich abbrechen. Um es vorweg zu nehmen: Alle aufgeführten Eigenschaften des Sets funktionieren erstklassig und Butterweich. Allerdings muss man sich viel Zeit nehmen und die Anleitungen studieren. Das Set ist ein MOC und die Bauschritte sind in einigen Fällen nicht logisch aufgebaut. So soll man Beispielsweise Kreuzachsen in Löcher stecken, welche erst 30 Bauschritte später fixiert werden. Beim weiterbauen muss man das Teilstück 15x drehen, wobei einem jedes mal die Kreuzachsen rausfallen. Hier hilft es, sich vorher alle Schritte des Teilstücks genau anzusehen um zu schauen was man wann zusammensteckt. Das zieht sich durch das komplette Set, inklusive Außenverkleidung. Zudem braucht man viel Geduld. Vor allem beim Zusammenfügen der einzelnen Bauabschnitte da es hier an manchen Punkten etwas „frickelig“ wird.

Hier sollte man ganz genau prüfen ob nicht nur die Pins sondern ALLE Kreuzachsen vollständig in die Gegenstücke gesteckt sind. Diese können sich Stellenweise verschieben. Wenn das der Fall ist, und euer Junior spielt mit dem unfertigen Modell rum, kann es passieren das plötzlich Zahnräder unten rausfallen. In meinem Fall kann ich hier noch von Glück reden das ich die Kiste noch nicht fertig hatte, denn an dieser Stelle wird es so richtig blöd.
Um einen Käufer zu zitieren: Auseinander geht nur durch sprengen!
Ganz so schlimm ist es nicht. Hat man mit Hilfe von diversen Werkzeugen die roten Pins und die Fixierachsen wieder entfernt, und versucht die einzelnen Bauabschnitte auseinanderzuziehen, lösen sich mit Sicherheit andere Stellen früher auf und diverse Elemente verteilen sich auf dem Tisch. Und so beginnt man auf Seite 1 im Bauschritt 1 um zu schauen welches Teil sich wo gelöst hat.

Ein weiterer Aspekt den ich erwähnen möchte ist die Version der Anleitung. Die erste Version der Anleitung beinhaltete einige Montagefehler. Zu dieser Version gab es eine Korrekturanleitung „Heft 0“ inklusive des „Beipacks 0“. In meiner Anleitung waren die Fehler bereits in den vier Heften korrigiert und lediglich der Beipack der fehlenden Teile war noch einzeln beigefügt. Trotzdem fehlt beispielsweise unter den Schaltwippen des Lenkrads eine 1/2 Buchse, damit das Lenkrad frei drehen kann. Es sind hier und da Kleinigkeiten, die man mit etwas Weitsicht mit den Extraparts fixen kann.

Was man nicht mit den vorhandenen Steinen beheben kann, ist leider ein Knarzen und Knacken des Modells beim schieben. Im Bauschritt der Heckpartie wird ein Achsverbinder von CaDA eingesetzt. Dieser sieht minimal anders aus, als das LEGO Original mit dem der Designer gearbeitet hat. Beim Original ist ein Freiraum vorhanden, sodass sich ein Zahnrad frei drehen kann. Im Nachbau fehlt dieser Freiraum, wodurch das Zahnrad an dem Verbinder schleift. Diesen Achsverbinder sollte man beim Bau schon durch ein LEGO Element ersetzen.

Um es nun auf den Punkt zu bringen: Dieses Set ist nur für Personen gedacht welche die Herausforderung suchen, Geduld haben und vor allem ein großes Maß an technischem Verständnis mitbringen. Wer sich im ersten Bauabschnitt anhand der Anleitung nicht vorstellen kann was Thijs de Boer sich bei der Anordnung der Zahnräder, Scheiben und Kuppelstücke gedacht hat, wird scheitern.

Zu erwähnen ist auch die tatsächliche Größe des Modells über die ich selbst überrascht war. Es ist schlecht abzuschätzen, weder auf Bilder noch auf Videos. Aus diesem Grund hier noch ein Größenvergleich:

Jenen die beim Fernsehschauen nebenher einen schönen Lamborghini in 1:8 zusammenbauen wollen, kann ich die Variante von LEGO empfehlen. LEGO’s 42115 gibt es inzwischen bei BrickLink schon für ca 200€

Build a MOC II

Vor einiger Zeit habe ich mich hier ja als AFOL geoutet. Nun ist mein zweites Klemm-Projekt fertig, und es ist Zeit zu berichten.

Aber von Anfang an. Mitte des Jahres ist meine goldige Tochter zur Welt gekommen. Ich hab schonmal super Filamente rausgesucht, passend zu Prinzessinnenschlössern und so … für später mal … wenn sie alt genug ist 🙂
Mit zwei Kindern hat man so gut wie keine Zeit mehr für eigene Projekte. Um so mehr gehen einem Ideen im Kopf rum, für die man dann doch keine Zeit hat.
Vor ein paar Wochen nun ging die kalte Jahreszeit los, und somit muss mein Junior im Haus bespaßt werden. Langsam beginnt er die Duplos hinter sich zu lassen und sich für die kleinen Bricks zu interresieren. Ich habe ihm (selbstverständlich nicht aus Eigeninteresse) schon das ein oder andere Clippys Set vom Lidl zusammengabaut und er/wir haben mit dem ferngesteuerten Zug oder der Polizeistation gespielt.
Beim spielen mit dem Zug bin ich über eine meiner Kopf-Ideen gestolpert. Eines meiner meist ersehnten Sets als ich noch klein war, war die 7740 von Lego.

Solche Sets gibt es heutzutage nicht mehr. Will man dieses Set heute haben, zahlt man in günstigen Zeiten und mit Glück 400€ und für gut erhaltene komplette Sets auch mal 900€. Durch meine Erfahrung mit selbst gedruckten Bricks und da ich noch alte Rollen Filament in rot, gelb, grau und schwarz hatte die mal weg müssen, war meine Idee, die meisten Steine selbst zu drucken.

Sobald die Kids also im Bett waren, gings los mit dem Konstruieren und Drucken der Steine.

Bei Bricklink habe ich mir die großen Plates, die Scheiben und ein paar Kleinteile für ca. 20€ bestellt, und bei BlueBrixx für 10€ die Kupplungen. Vom Lidl hatte ich den zweiten Zug, den ich für den Anhänger und die Schienen für 35,90€ gekauft hatte. Dieser diente als Teilespender für den Antrieb und die Fernbedienung. Wenn man davon 15€ rechnet, haben mich die Teile ca 45€ gekostet. Für eine ferngesteuerte Version der 7740 + 7819.

Dann ging es endlich los mit dem zusammenbauen. Lukas war schon tagelang am fiebern und wollte endlich loslegen mit seinem „Expresszug“.

Es dauerte dann recht lange. Wir brauchten 6 Sessions da die Aufmerksamkeitsspanne noch recht kurz ist.

Build a MOC

Nachdem man Papa geworden ist, geht einem viel durch den Kopf. Ich für meinen Teil habe viel über meine eigene Kindheit nachgedacht, was gut war, und was nicht, und vor allem darüber, wie man den eigenen Nachwuchs spielerisch fördern kann. Jetzt hatte ich einen Junior bekommen. Was für grandiose Ideen einem da doch kommen. Phantastisch. Eine dieser brillanten Ideen war es für meinen Sohn meine Legos rauszukramen, und die 1,4 Tonnen ABS Kunststoffteile zu sortieren.
Als nächstes kam dann der Versuch, die Teile der alten Sets die mir noch im Kopf rumspukten zusammen zu stellen.
Hierbei bin ich dann das erste mal mit BrickLink in Berührung gekommen. Ab diesem Zeitpunkt muss ich mich zugegebener weise als AFOL outen.
(Anm.d.Red. Adult Fan of Lego)
Währenddessen wusste ich noch nicht, was die letzten Jahre auf dem Markt der Klemmbausteine abging, und was Lego mit seinen größtenteils abgelaufenen Patenten und seinen Anwälten so treibt. Das ein Papiertaschentuch ein Tempo sein darf. Ein Klemmbaustein aus dänischer Sicht (und aus Sicht der beurteilenden Richter) aber kein Lego sein darf. Das ist aber eine eigene Geschichte. Nur um es erwähnt zu haben, AFOL ist in meinem Fall nicht richtig. Es müsste in meinem Fall „Adult Fan of Bricks“ heißen.

Zurück zum Thema … was ist das Thema überhaupt?

In meinem Rausch entwickelte sich in meiner Fantasie ein Modell welches ich unbedingt als MOC (Anm.d.Red. My own Creation) bauen wollte. Ab sofort hat man bei Spielzeug ja immer die passende Ausrede: Das ist für meinen Junior …ähm… später mal …ähm… wenn er alt genug ist 🙂

Wie geht man bei der Entwicklung eines eigenen Sets vor? Es ist kinderleicht. Man installiert sich BrickLink Studio. Hier kann man sich virtuell das Modell zusammenbauen.
Auch eine Schritt für Schritt Anleitung sowie eine Stückliste kann man hier kinderleicht aus dem Modell erstellen.

Ich habe mir nun alle vorhandenen Steine zusammengesucht. Die meisten der Steine die noch gefehlt haben, habe ich mir bei BrickLink in den Shops gekauft.

Nun waren für mein Modell zum einen Steine nötig die es nicht gab. Beispielsweise die Räder oder die speziellen Pleuelstangen. Diese habe ich im CAD erstellt, und dann mit dem 3D Drucker ausgedruckt.

Zum zweiten gibt es Bricks, die sehr selten sind und Unsummen als Antiquität kosten. Hier kann man sich in der Bricklink Studio Software das gewünschte Teil im LDraw Format exportieren. Mit der Software LDView welche es auf Github gibt, kann man nun die LDraw Datei öffnen und diese als STL speichern. Mit eventueller Nacharbeit im CAD kann man diese dann auch direkt in seiner gewünschten Farbe ausdrucken.

Nachdem alle Teile vorhanden sind, kann man diese dann nach Anleitung zusammenbauen.

Das der 3D-Filamentdrucker zum Drucken von Standard Klemmbausteinen im Rastermaß 8mm mit 5mm Noppe exakt kalibriert sein muss, und man bzgl. der Klemmkraft etwas experimentieren muss wollte ich nun doch noch einmal erwähnen. Ebenso, das die Lock kein Display Modell ist, sondern einen elektrischen Antrieb besitzt. Natürlich alles für meinen Sohn … später mal … 🙂